ich vermisse mich so schrecklich

seit tagen trage ich meine mala

von osho erhalten / damals

vor langer zeit /

nicht wegen osho trage ich sie

ich trage sie wie wegen mir

als erinnerung an die /

die ich einmal war –

bevor die die ich einmal war /

in den fluten der

gegenwart untergeht

der fluss der zeit

der so viel mit sich nimmt

und doch –

gab es einmal eine zeit /

in der es keine zeit zu geben schien

frei / unabhängig / stark / mutig /

unangreifbar und unverletzlich /

neugierig / alles auskostend /

lebens- und liebestoll /

das leben und die liebe

auskostend und kosend

so

fühlte ich mich /

und so lebte ich –

damals

ich vermisse MICH

ich vermisse mich so schrecklich

mein SELBST wie es einmal war

trage ich liebeskummer in mir /

um die die ich einmal war und die

mich verlassen hat

für immer

noch einmal spüren möchte ich sie

die illusion

des unverletzlichen lebens /

der hemmungslosen liebe /

das gefühl es wird immer so sein /

zeitlosigkeit

(M.K., 11 06 2023)

Über die Hoffnung

Eine meiner lieben Freundinnen die auch PostCovid hat und ich tauschen uns immer wieder über unsere Befindlichkeiten und Gedanken aus. Das ist sehr schön und bereichernd. Es ist eine entspannte Diskussion weil wir nichts erklären müssen. Jede weiß, wie es der anderen geht.

Gestern schreibt sie u.a. zu meinem Absagen-müssen der Teilnahme an einer Literaturveranstaltung –

„Und dann die Hoffnung nicht aufgeben. Obwohl manchmal die Hoffnung auch verhindert die Realität anzuerkennen. So sagt Hl.Augustinus ( sonst nicht mein Freund ) „Demut ist Anerkennen der Realität“. Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Hoffnung. Weil sie auch oft die Realität verschleiert ….“

Ich habe nachgedacht über die Hoffnung, und dass ich dem zustimme, dass Hoffnung „auch oft die Realität verschleiert“.

Mein erster Gedanke war, – aber ich hoffe doch nicht, dass ich zur Lesung (oder wohin auch immer) gehen kann, weil ich ja weiß dass ich nicht weiß wie es mir an dem Abend gehen wird.

Damit bin ich auch schon bei der Realität.

Denn das ist jetzt meine Lebensrealität.

Und ich weiß auch nicht, wie es morgen sein wird oder in zehn Jahren.

Und da ich das nicht wissen kann, brauche ich nicht zu hoffen und kann gelassen bleiben.

Ich denke, es brauchte eine lange Zeit um dahin zu kommen – zu Hoffnungs- und Furchtlosigkeit.

Beginnend vor Jahrzehnten mit der Vipassana (Achtsamkeits)-Meditation, in der ich gelernt habe im Hier und Jetzt zu sein, über weitere andere Lebenserfahrungen bis zu PostCovid – meine letzte Lehrmeisterin.

Erst mein Zorn / die Enttäuschung / die Furcht / die Ablehnung / – über die Hoffnung / die vielen Recherchen um doch eine Behandlungsmethode zu finden / – bis schlussendlich – zur Demut.

Und dafür bin ich – so absurd es auch klingt – dankbar.

Denn an Demut fehlte es mir sehr lange.

Das Aufgeben von allen Hoffnungen, dass es Sicherheit und Beständigkeit in diesem – meinem – Leben gibt.

Entspannt und gelassen die Hoffnungslosigkeit akzeptieren.

Demut – es ist so wie es ist.

Ich nehme dieses Jetzt wie es ist an.

Ich lebe damit.

Meine Erfahrung – es kommt so wie es kommt.

Und immer wieder sind Überraschungen dabei.

Nichts bleibt so wie es ist –

deshalb werde ich auch immer wieder aus der Gelassenheit und Achtsamkeit heraus fallen –

und ich werde immer wieder dahin zurück kehren …

*****

„Dennoch verwandelt die meditative Erfahrung jenseits von Hoffnung und Furcht das Handeln grundlegend. Nichts ist letztlich dauerhaft und nichts ist wirklich „mein“.“

(Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck,Dharma-Praktizierender)

eine frau wird älter

wenn die unzählbaren tage vergangenheit

und die zählbaren tage zukunft

wird jeder tag ein kostbarer tag

alt und älter

täglich neu

akzeptieren von dem was war

akzeptieren von dem was ist

ursache und wirkung

ich gehe

und schaue und staune

ich schwimme im see

und im meer dem grenzenlosen

ich liebe – immer mehr

ich zürne – immer weniger

ich lerne demut

täglich

ich lebe

täglich

das innerste nach außen kehren

das äußerste nach innen

blauäugige träumerin

die glaubte –

früher einmal

dass es immer so weitergeht

gedanken der unzählbaren zeit

blauäugige träumerin

ausgeträumt

so manchen traum

vom altsein

das alter erschafft mich neu

akzeptieren von dem was war

akzeptieren von dem was ist

ursache und wirkung

zeit entschwindet

zeit entschwindet

baubo lacht ihr dröhnendes lachen

und ich lache

mit ihr

Luna Tag 1 – April 2021

Luna, Tag 1Fünf Wochen nach dem Tod unserer Hündin Samy, um die ich noch immer trauere, hat mein Sohn wieder eine Hündin. Luna, eine ausgesetzte Hündin aus den Bergen von Griechenland. (Auch Samy war die Hündin von meinem Sohn und ich war die Tagesmutter. Aus mehreren Gründen möchte ich jetzt nicht mehr die Tagesmutter sein, und habe mir daher vorgenommen, Distanz zur neuen Hündin zu halten)

Die unpersönliche, große Ankunftshalle des Flughafens ist fast menschenleer. Nur wenn ein Flugzeug ankommt – und es sind doch mehr, als ich erwartet habe – füllt sich die Halle mit Menschen. Aufregend – Luna in ihrer Flugbox – fast zu klein für sie – und Überraschung für uns – Luna ist viel größer als erwartet – mein Sohn und ich sehen uns kurz an – Irritation / Überraschung / Erstaunen …Als mittelgroßer Mischling angekündigt, ist sie ist doch mehr Schäfer als Mischling. Zu dritt wird sie ins Auto gehoben. Wir fahren nach Hause immer mit Blick nach hinten auf die Ladefläche. Zu Hause geht sie wankenden Schritts nach rückwärts in den Garten – auf meine Terrasse. Ich gehe durch die Terrassentür ins Haus und schließe die Tür hinter mir. Ich will sie nicht in mein Haus lassen, sie soll in das Haus von meinem Sohn. Sie bleibt auf der Terrasse liegen. Mein Sohn und ich beschließen, sie liegen und ankommen zu lassen. Ich habe sie durch die Terrassentür im Auge, lasse mich aber nicht blicken. Nach einer Stunde, es wird schon kühl, beschließt mein Sohn, sie nach vorne und in sein Haus zu holen. Sie steht nicht auf. Was wir auch versuchen. Mit Wurst, mit Leckerli, mit gut zureden, – wir beginnen uns Sorgen zu machen. Mein Sohn versucht, sie aufzuheben – sie ist ziemlich schwer – ihr knicken die Beine weg und sie lässt sich auf den Bauch plumpsen. Das macht er ein paar Mal – ihre Beine kraftlos. Unsere Sorgen werden größer. Was ist los mit ihr? Ich sage, so geht das nicht, wir müssen etwas unternehmen – bin in Gedanken bereits mit einem Anruf beim Tierarzt – drehe mich um, öffne die Terrassentür und gehe ins Haus …. Plötzlich springt Luna auf – problemlos – läuft mir nach ins Haus – mein Sohn hinterher, legt ihr die Leine an, und sie geht mit ihm durch das Haus nach vorne und zu ihm ins Haus!Wir schauen uns an und lachen!

Erleichterung! So eine Schwindlerin. Sie wollte einfach nicht aufstehen.

Und wir sagen – genauso wie Samy, die wollte auch immer wieder nicht um das Haus herumgehen, sondern stand so lange vor meiner Terrassentür bis ich sie durch das Haus durchgehen ließ! Im Haus von meinem Sohn ging sie sofort auf ihre vorbereitete Hundematte und dort liegt sie fast die ganze Zeit. Mein Sohn hat auf der Couch im Wohnzimmer bei ihr übernachtet. Die Katzen schleichen sich in Zeitlupe bis auf eine gewisse Distanz heran, beäugen sie mit aufgestellten Ohren und verschwinden wieder. Luna runzelt die Stirn. Bis jetzt hat sie keinen Ton von sich gegeben. Ihre Betreuerin sagte, sie ist eine ganz sanfte. Und das glauben wir auch.

Und wir stehen immer wieder vor ihr, schauen sie an und schütteln den Kopf: Sie ist so groß – sagen wir immer wieder …

Trotzdem: Mein Sohn liebt sie jetzt schon …Und ich? Für mich wird es schwer, die Distanz zu halten, die ich mir vorgenommen habe …

herbstlieder

die lieder der liebe

die ich einstmals sang

sind in meinem herzen

der kleine schlüssel

der dein herz öffnete damals

sorgsam aufbewahrt

***

die sonnenbeschienene fläche

in meinem zimmer

zieht sich zurück

die herbstsonne

erreicht sie nicht mehr

ich träume von

den sonnentagen

die küsse mit dir

sommerküsse

***

im vergangenen tageslicht

stehen die gartenmöbel

braune nussbaumblätter

lassen sich darauf nieder

(M.K., 14 09 2021)