Eine meiner lieben Freundinnen die auch PostCovid hat und ich tauschen uns immer wieder über unsere Befindlichkeiten und Gedanken aus. Das ist sehr schön und bereichernd. Es ist eine entspannte Diskussion weil wir nichts erklären müssen. Jede weiß, wie es der anderen geht.
Gestern schreibt sie u.a. zu meinem Absagen-müssen der Teilnahme an einer Literaturveranstaltung –
„Und dann die Hoffnung nicht aufgeben. Obwohl manchmal die Hoffnung auch verhindert die Realität anzuerkennen. So sagt Hl.Augustinus ( sonst nicht mein Freund ) „Demut ist Anerkennen der Realität“. Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Hoffnung. Weil sie auch oft die Realität verschleiert ….“
Ich habe nachgedacht über die Hoffnung, und dass ich dem zustimme, dass Hoffnung „auch oft die Realität verschleiert“.
Mein erster Gedanke war, – aber ich hoffe doch nicht, dass ich zur Lesung (oder wohin auch immer) gehen kann, weil ich ja weiß dass ich nicht weiß wie es mir an dem Abend gehen wird.
Damit bin ich auch schon bei der Realität.
Denn das ist jetzt meine Lebensrealität.
Und ich weiß auch nicht, wie es morgen sein wird oder in zehn Jahren.
Und da ich das nicht wissen kann, brauche ich nicht zu hoffen und kann gelassen bleiben.
Ich denke, es brauchte eine lange Zeit um dahin zu kommen – zu Hoffnungs- und Furchtlosigkeit.
Beginnend vor Jahrzehnten mit der Vipassana (Achtsamkeits)-Meditation, in der ich gelernt habe im Hier und Jetzt zu sein, über weitere andere Lebenserfahrungen bis zu PostCovid – meine letzte Lehrmeisterin.
Erst mein Zorn / die Enttäuschung / die Furcht / die Ablehnung / – über die Hoffnung / die vielen Recherchen um doch eine Behandlungsmethode zu finden / – bis schlussendlich – zur Demut.
Und dafür bin ich – so absurd es auch klingt – dankbar.
Denn an Demut fehlte es mir sehr lange.
Das Aufgeben von allen Hoffnungen, dass es Sicherheit und Beständigkeit in diesem – meinem – Leben gibt.
Entspannt und gelassen die Hoffnungslosigkeit akzeptieren.
Demut – es ist so wie es ist.
Ich nehme dieses Jetzt wie es ist an.
Ich lebe damit.
Meine Erfahrung – es kommt so wie es kommt.
Und immer wieder sind Überraschungen dabei.
Nichts bleibt so wie es ist –
deshalb werde ich auch immer wieder aus der Gelassenheit und Achtsamkeit heraus fallen –
und ich werde immer wieder dahin zurück kehren …
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„Dennoch verwandelt die meditative Erfahrung jenseits von Hoffnung und Furcht das Handeln grundlegend. Nichts ist letztlich dauerhaft und nichts ist wirklich „mein“.“
(Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck,Dharma-Praktizierender)